Emese Benczúr | noch bis 23. Februar

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›Should I live to be a hundred – day by day, I think about the future 1998-2069‹

Das Magazin4 – Bregenzer Kunstverein zeigt im Rahmen des auf zwei Jahre angelegten Projekts ›six memos for the next …‹ und als Abschluss der Präsentationsfolge ›IN ARBEIT‹ die Rauminstallation ›Should I live to be a hundred – Day by day I think about the future‹ der ungarischen Künstlerin Emese Benczúr.  Benczúr hat diese prozessual angelegte Arbeit am 16. Dezember 1997 begonnen. Erster Ausstellungsort war die ›Manifesta2‹ in Luxemburg im Jahr 1998. Seit 1997 stickt  Benczúr täglich den Satz „I think about the future“  auf eine Rolle Textilband, das werkseitig mit der sich  ‚endlos‘  aneinander reihenden,  eingewebten Aufschrift „DAY BY DAY“  geliefert wird. Die Anzahl an Textilbändern, die Benczúr hat, reicht bei täglicher Weiterarbeit exakt bis zu ihrem hundersten Geburtstag.
Im Ausstellungsraum sieht der Besucher einerseits Wände mit streng seriell übereinander angebrachten Reihen der bestickten Textilbänder und andererseits die nachlässig auf einem niedrigen Podest abgelegten noch unbestickten Rollen sowie orangenen Garnrollen. Immer mehr Bänder werden bestickt an die Wand kommen, immer weniger Rollen unbearbeitet auf dem Podest liegen, so dass man den Verlauf der Zeit ablesen kann – eine zunächst rein quantitative Verschiebung zwischen Vergangenheit und Zukunft.
(Eine Leerstelle ergibt sich im Jahr 2001, in dem die Monate Januar bis September fehlen. Die in dieser Zeit bestickten Bänder befanden sich im Auto von Barnabás Bencsik, dem Direktor des Museum Ludwig in Budapest. Auto und damit auch Bänder wurden gestohlen.)
Während also der Besucher sich im Ausstellungsraum zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen einem Vormals-Gemachten und einem Noch-zu-Tuenden bewegt, dient die monotone Wiederholung ein und desselben, eben des täglichen Stickens des Satzes ›I think about the future‹, der Künstlerin selbst der Markierung einer absoluten Gegenwart. Die benötigte Zeit des Stickens selbst markiert für Benczúr dagegen einen Augenblick, der sich der allgemeinen Zeit enthebt. Und ganz ähnlich kann es dem Betrachter im Raum gehen, wenn er sein Selbst und sein Hier-und-Jetzt in Relation setzen muss zu dieser so  unspezifischen wie unspektakulären und zugleich endlosen Wiederholung des immer Gleichen.
Emese Benczúr hat im Januar ihre Arbeit im Magazin 4 installiert. Dem Werkcharakter der ruhigen Wiederholung folgend gab es keine gesonderte Eröffnung. Die Arbeit wurde aufgebaut, ist bis Ende Februar zu sehen und wird wieder rückgebaut. Auf diese Weise wird das stille Kontinuum als bestimmender Werkcharakter weiter unterstützt.

Für die Leihgabe der Arbeit gilt unser Dank dem Ludwig Múzeum, Budapest.

Emese Benczúr, 1969 geboren in Budapest. 1990-1996 Hungarian Academy of Fine Arts. Einzelausstellungen (u. a.): “Patterns needed for life – The changes render visible the foundation”, Moderna Museet (Stockholm, 1989); “It’s good, if you don’t see that you are working”, Ludwig Múzeum (Budapest, 1999); “I rest on my laurels”, Knoll Galerie (Wien, 2001); “The Golden Mean”, Museum het Domein (Sittard, Holland, 2004); “visible-invisible”, Csók István Képtár (Székesfehérvár, 2005). Gruppenausstellungen u. a. in Luxemburg, Schottland, Finnland, Holland, Spanien, New York; Teilnehmerin der 48. La Biennale di Venezia (Venedig, 1999)